Die seliggesprochene Dominikanerin Julia Rodzińska
Ordensschwester
Julia Rodzińska ist am 16. März 1899 in Nawojowa, in der Nähe von Nowy Sącz,
geboren. Ihre Taufnamen waren: Stanisława Marta Józefa. Ihr Vater war Organist
von Beruf. Er arbeitete auch in einer Sparkasse und in dem Gemeindeamt. Außer
Julia gab es in der Familie noch vier Kinder. Als sie 8 Jahre war, ist ihre
Mutter gestorben, zwei Jahre später ihr Vater. Nachdem ihre Eltern gestorben
sind, kümmerten sich um Julia Dominikanerinnen aus dem naheliegenden
Kloster, das von Ordensschwester Stanisława Lenart geführt wurde. Dort hat sie
die Volksschule absolviert. Dann wurde sie auf ein Lehrerseminar in Nowy Sącz
geschickt. Die Ausbildung in dieser Schule hat sie aber nicht abgeschlossen,
weil sie sich am 3. August 1917 für Ordensdienst in Wielowieś entschlossen hat.
Als ein neues Mitglied der Ordensgemeinschaft hat sie neue Vornamen, Maria
Julia, erhalten. Seit dem 4. September 1918 setzte sie ihre Ausbildung auf dem
Lehrerseminar der Heiligen Familie in Krakau fort. Dort hat sie im Mai 1919 ihr
Reifezeugnis bekommen.
Nach dem Abschluss
der Ausbildung hat Schwester Julia Rodzińska sich der Erziehung der Kinder,
besonders der Waisenkinder, gewidmet. Die Ordensgelübte hat sie am 5. August
1924 abgelegt. Schwester Julia Rodzińska setzte ihre Ausbildung fort, in Jahren
1925-1926 besuchte sie einen Lehrerkurs und im Alter von 27 Jahre wurde sie zur
Leiterin der Staatlichen Hauptschule der Barmherzigen Muttergottes von Ostra
Brama in Vilnius. Schon seit Kindheit hatte sie Gesundheitsprobleme. Sie litt
an einer schweren Magenerkrankung. Aus diesem Grund unterzog sie sich im Jahre
1937 einer schweren Operation.
Nachdem Vilnius
von der Roten Armee besetzt wurde, begann sich die Lage des
Dominikanerinnenordens zu verschlechtern. Im September 1940 wurden die
Schwester-Lehrerinnen entlassen. Anfangs versuchten sie noch als technische
Unterstützung zu arbeiten, aber schließlich, im Januar 1941, übernahmen die
litauischen Behörden die Kontrolle über das Waisenhaus. Schwester Julia musste
für immer den Orden in der Witebska Straße verlassen. Das war das Ende der
Erziehungsarbeit, die seit 1922 von dem Dominikanerinnenorden geleitet wurde.
Die
Dominikanerinnen haben Vilnius nicht verlassen. Sie wohnten, Schwester Julia
auch, in der Parkowa Straße und bei dem Orden von der Heimsuchung Mariens in
der Rossa Straße. In solchen Bedingungen führte Schwester Julia eine illegale
Unterrichtstätigkeit. Die setzte sie unter deutscher Besatzung fort, bis sie in
1943 festgenommen wurde.
Am 12. Juli 1943
wurde Schwester Julia von Gestapo verhaftet. Ihr wurde vorgeworfen, dass sie
eine politische Tätigkeit geführt habe und dass die mit den polnischen
Partisanen zusammengearbeitet habe. Sie wurde im Gefängnis von Łukiszki Bezirk
in Vilnius geschlossen, wo sie ein Jahr lang in einer Einzelzelle gehalten
wurde. Von dort wurde sie ins Straflager in Prawienischkien, in der Nähe von
Kaunas transportiert. Nach einiger Zeit wurde sie samt mit anderen Häftlingen
ins Konzentrationslager Stutthof evakuiert. Sie kam dort am 9. Juli 1944 an und
bekam die Nummer 40992.
Zusammen mit einer
Gruppe von Frauen, die aus dem Kreis der Vilniuser Intelektuellen stammten,
wurde sie dem Block 27 in dem „Judenlager“ zugeteilt. Die Bedingungen waren
schwierig zu beschreiben. Schmutz, Insekten, überfüllte Baracken (die Frauen
schliefen zu dritt oder zu viert auf einer Pritsche), kalorienarme
Lebensmittelrationen, erschöpfende physische Arbeit, begrenzter Zugang zum
Wasser, Mangel an hygienischen Mitteln, die Notwendigkeit physiologische
Bedürfnisse öffentlich zu befriedigen – das sind nur manche Mittel der
unmittelbaren Ausrottung, die gegenüber Häftlingen verwendet wurden. Die Frauen
wurden auch von Funktionshäftlingen, sehr oft deutschen kriminellen und
SS-Männern, unmenschlich behandelt - eine zusätzliche Qual für die Frauen.
In
solchen Bedingungen gab Schwester Julia die Hoffnung auf Rettung nicht ab.
Diese Hoffnung teilte sie mit anderen Häftlingen. Dies war von einer speziellen
Bedeutung in dem Lager, wo eine unmenschliche Behandlung die Psyche der
Häftlingen deformierte und zum Verlust der moralischen Normen führte. In dem
Barack, wo meistens Jüdinnen unterschiedlicher Staatsangehörigkeiten wohnten,
organisierte und führte Schwester Julia ein Gemeinschaftsgebet. Ständig
erinnerte sie an die religiösen Werten. Religion in dem Lager war streng
verboten und ihrer Ausübung wurde bestraft. Deshalb war es für die Häftlinge
die einzige Möglichkeit ihren moralischen Protest gegen die Situation in dem
Lager zum Ausdruck zu bringen. Schwester Julia half allen, die religiöse
Gesinnung oder die Nationalität spielten für sie keine Rolle. Sie war
freundlich zu jeder Person in Not. Im Gedächtnis der Häftlinge blieb Schwester
Julia als die eine, die tröstete und Verzweifelte unterstützte. Als sie
erfahren hat, dass ein Mann von einer Frau, die sich im „Jüdischen Lager“ befand,
Selbstmord vorhatte, hat sie solange Kassiber an ihn geschickt, bis er auf den
Absicht verzichtete. Der Mann hat überlebt. Er pflegte zu sagen, dass es möglich war nur dank Schwester Julia, die ihm Hoffnung gab und ihm half,
seine Ängste zu überwinden.
Im
November 1944 ist im Lager die nächste Fleckfieber-Epidemie ausgebrochen. Die
Krankheit breitete sich vor allem unter den weiblichen Häftlingen des „Jüdischen Lagers“. Die
Obrigkeit von KL Stutthof isolierte das „Jüdische Lager“ von dem Rest des Lagers und ließ die Frauen, die sich dort befanden, ohne
Hilfe. Schwester Julia Rodzińska riskierte ihr eigenes Leben, um sich einer
unglaublichen Aufgabe zu widmen: sie leistete Hilfe allen Jüdinnen, die
allein im Block XXX starben. Während die meisten Menschen diesen „tödlichen Block“ vermieden,
weil sie Angst vor der Ansteckung hatten, traf Schwester Julia eine
Entscheidung die einen Tod unter denjenigen, denen sie dienen wollte,
bedeutete. Angesteckt mit Typhus und leidend unterstützte sie die Bedürftigen
bis Ende ihres Lebens.
Schwester
Julia Rodzinska starb am 20. Februar 1945 im Block 27. Ihre Leiche wurde auf
dem Bestattungsscheiterhaufen verbrannt. Besonders viel über die heroische
Haltung und Märtyrertod von Schwester Julia Rodzińska berichtete Eva Hoff.
Diese Frau war Häftling von KL Stutthof, Jüdin deutscher Abstammung, die die
See-Evakuierung überlebt hatte. Nach dem Krieg gelang sie nach Schweden, wo sie
einen mündlichen und schriftlichen Bericht über das Leben und Todesumstände von
Schwester Julia Rodzińska im KL Stutthof erstattet hat. Die Informationen
wurden von anderen KL Stutthof-Häftlingen und vom Pfarrer Franciszek Grucza
bestätigt. Der Pfarrer hat Schwester Julia Rodzińska die Beichte abgenommen und
ihr die Kommunion erteilt.
Am 13. Juni
1999, während der Pilgerfahrt in die Heimat, hat Johannes Paul der II 108
Märtyrer des Zweiten Weltkriegs seliggesprochen. Unter diesen Personen gab es
auch die Dominikanerin Julia Rodzińska.
Am 12. Juni
2006 bekam die Grundschule in Nawojowa den Namen der seliggesprochenen
Schwester Julia Rodzińska.
Quellen:
1. Elżbieta
Grot - „Błogosławieni męczennicy obozu
Stutthof” hg. Państwowe
Muzeum Stutthof Gdańsk 1999,
2. Mirosława
Justyna Dombek OP – „Moc w słabości”
hg. Wydawnictwo Karmelitów Bosych 31-222 Kraków, ul. Z. Glogera 5, 1998
ws
Tłumaczenie: Maja
Jabłońska
Bestattungsscheiterhaufen
– der Platz, wo die Leiche von Schwester Julia verbrannt wurde
Stutthof Museum –
die Ausstellung, die der seliggesprochenen Julia Rodzińska gewidmet wurde
Stutthof Museum –
die Vitrine mit dem Erdboden mit den Aschen von Schwester Julia Rodzińska
Schwester Julia
Rodzińska
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